Edler Graf,
der Mond allein, der sein fahles Licht in meine Kammer wirft, weiß,
wie zerrissen meine Seele ist.
Ach, wie möcht‘ ich Euch Glauben schenken und den Schleier der
Vergessenheit über all die Pein fallen lassen! Doch verwirrt mich gar
sehr, was ich erleben musst‘ und was Ihr mir nun schreibt. Mein
Verstand lässt mich noch zweifeln, doch ruft mein Herz Euch zu, in
vollem Vertrauen in Eure Ehre. Wie könnt‘ ein Mann Eures Standes
solch‘ Benehmen an den Tag legen? Nimmer und nimmer wollt‘ ich‘s
glauben.
In der Tat hat man nach dem tragischen Tod Eurer Gemahlin, Eliane von
Strontzensberg – Gott hab‘ sie selig – Pulverus mit Kaltmamsell
Oliande auf dem Druidenhügel im Finsterwald gesehen. Das Gesinde
erzählt sich, sie betrieben dort Schwarze Magie. Ich selbst hab‘ beide
einmal abends in der Küche überrascht, ihre Köpfe geheimnisvoll über
einen großen Topf gebeugt.
Doch erklärt mir, Unglückseliger, was verberget Ihr für ein Geheimnis,
dass der alte Quacksalber Euch so bedrohlich werden kann? Oh, was bin
ich für ein ungeduldig Weib – gewiss‘ weiht Ihr mich in die Geschichte
ein, sobald Ihr es für richtig haltet.
Gar Übermorgen ist schon Gottes Feiertag – ich hoff‘ die Zofe
Mechthild überbringt Euch eilig meine Nachricht. Die Kaltmamsell
wittert nichts von meinem Plan – so wag ich‘s, Euch erneut zu treffen.
Ich gebe unserer ach so jungen Liebe eine zweite Chance. Oh möget Ihr
die Wahrheit sprechen! Und möge Gott seine schützende Hand über uns
halten!
Eure hoffende Magd.