Tapferer Graf,
Zuerst: ich bin in Sicherheit. Mit Gottes Hilfe erreicht ich gestern
die rettenden Mauern von Dong-Dong. Man gab mir einen Schlafplatz im
Pferdestall. Euer Bruder, König Bartholomes, misstraut mir noch. Doch
werdet Ihr sicher bald alles aufklären können. Oh, ich hoffe so, dass
Ihr unversehrt seid und wir uns bald in den Armen liegen!
Nach dem ach so plötzlichen Fieber schritt meine Genesung rasch voran.
Einzig die fahle Erinnerung und – ich hoffe, Ihr möget nicht lachen –
ein kleines Ringelschwänzchen blieben zurück. Nach Ankunft Eures
Briefes schlich ich mich noch in der Nacht zur Badestelle. Es wurde
schon hell, als mir endlich der Himmel ein Zeichen schickte und ich
ein Leuchten unter dem Apfelbaum sah: der heilige Schackimaaahn! Er
ist noch herrlicher, als Ihr ihn beschriebet!
Den Eltern die Sorge zu sparen, fabuliert ich, Oliande schicke mich
zum Markt von Honkenreck. Ich wanderte drei Tage und drei Nächte über
endlose Felder und durch finstre Wälder – ohne Schlaf und ohne mich
umzublicken. Oft erschrak mein ängstlich Herz vor unheimlichen
Geräuschen. Doch die Liebe wars, die mich weiter trug.
Ich muss Euch beichten: nimmer konnt ich an mich halten und musst die
weißen Stricke des heiligen Schackimaaahn benützen. Gar wundersame
Weisen drangen an mein Ohr, so viel anders als die Spielmannsleut auf
Burg Goldfels. Ein Stampfen und Klirren, ein Rasseln und Grunzen. Oh,
verzeit mir einfältig Ding.
Nun zähl ich die Tage bis zu Eurer Ankunft. Mein morgiges Wiegenfest
muss ich wohl allein in der Fremde verbringen. Aber ich will nicht
klagen, während Ihr unerschrocken gegen das Böse kämpft.
Eure unverzagte Magd.